20151028

GLÜCKSMOMENT - 6 WOCHEN POST OP

"Da unten war der Schrott, wie Gold - all' der Schrott war Gold. Und wir kratzten am Horizont. Unser Dunkel wurde orange. " - Bosse

Nicht das schönste Bild, aber immerhin fast 90 Grad.

Halleluja, es ist soweit. Fräulein kann sitzen. Wer hätte das gedacht. Und es fühlt sich so gut an. Obwohl ich es bis jetzt nur auf dem Bett versucht habe, muss ich sagen, dass mir das Sitzen wirklich nicht weh tut. Natürlich kippe ich noch ziemlich auf die nicht operierte Seite, das wird sich jedoch ziemlich schnell bessern, denke ich. Die schlechte Laune der letzten Tage ist erstmal verflogen - puuuh - und es geht bergauf.  Ehrlich gesagt hätte ich, nach alldem, was ich so gelesen habe, nie gedacht, dass dieser Schritt ohne Schmerzen über die Bühne geht. Da hatte ich wohl Glück!

Auch meine Narben sehen immer besser aus und ich glaube, ich mag sie sogar. Vor allem das Exemplar am Schienbein überrascht mich positiv, da es am Anfang doch ganz schön unschön war. 

Über die Umstellung am Schienbein und das Knie lässt sich ebenfalls nicht meckern. Sieht fast aus, wie bei normalen Menschen. Da werden sich meine lieben Freunde wohl oder übel etwas neues suchen müssen, mit dem sie mich aufziehen können - das werde ich fast vermissen. Die erste Vorlage dafür bieten ihnen aber wohl schon meine Gehhilfen und ich darf mich täglich über Sprüche wie: "Na, wie läuft's? Heute mit dem falschen Bein aufgestanden?", freuen. Das geht aber sicher nicht nur mir so.

Mein neues rechtes Bein und die schönen Schrauben am Beckenkamm.

**Kleiner Tipp am Rande: Doppelt glücklich macht mich seit gestern das Buch "Sophia, der Tod und ich". Ich liebe es - mitsamt der Bandwurmsätze!

20151026

PURE AUFREGUNG

"Es kommt ein neuer Tanz auf, tief im Dschungel. Ich mein, ich tanz ihn auch, tief im Dschungel." - Bilderbuch

Es ist soweit: Morgen wird gesessen! Hoffentlich. Für mich ist das mein aufkommender Tanz, meine neue Möglichkeit. Eigentlich wollte ich dazu erst nach dem Ausprobieren etwas schreiben, aber ich bin so aufgeregt. Damit hätte ich nie gerechnet. In den letzten vier/ fünf Tagen ging mir meine (an dieser Stelle ein kleiner Wortwitz) Lage nämlich doch ganz schön auf den Keks. Ich habe gemerkt, dass ich viel beweglicher wurde und kann es einfach nicht mehr aushalten nur liegen zu können.
Dieser Post soll also nur eine kleine Bitte an meine Hüfte sein: 'Sehr verehrte Knochen, liebe Schrauben, seid doch so nett und tut mir den Gefallen morgen nicht all zu sehr weh zu tun. Das wäre erste Sahne!'

An dieser Stelle erstmal,
Gute Nacht

20151020

ONE WEEK LEFT

"Wenn du Angst vor der Zukunft hast, kauf dir einen Pool. Wenn du zu viel Geld hast, schmeiß' es in den Pool. Wenn du krank bist, spring dann in den Pool." -  Bilderbuch

Wenn das alles so leicht wäre, hätte ich schon lange einen Pool. Mein Befinden lässt sich momentan ganz gut mit den Wörtchen 'in einer Schwebe' beschreiben. Ich stehe irgendwo zwischen der Angst die Mobilisierung meiner Hüfte könnte vielleicht gar nicht so leicht werden und vollem Tatendrang so schnell wie möglich voranzukommen, irgendetwas zu ändern. Oft glaube ich, zu viel Zeit nachzudenken zu haben. Man könnte es aber auch ein Geschenk nennen, da so viel Raum zum genauen Abwägen der Möglichkeiten da ist. Sicher, wie ich es betiteln soll, werde ich mir wohl nie sein.

Im Moment schwelge ich vor allem in Erinnerungen an den Sommer. Mit dem Abi und allem Drum und Dran ist so viel passiert. Auch meine geliebten Haare gehen mir nicht aus dem Kopf und so habe ich jetzt wohl genug Zeit darüber nachzudenken, ob ich sie nicht doch noch mal tönen will.


Ganz viel pink! Im siebten Himmel.


Anderen Themen, die meine Gedanken ständig erobern sind das Studium, über das ich echt viel zu viel nachdenke, und ein MacBook, das hoffentlich bald in meine Obhut wandert. Ich bin mir eigentlich total sicher, was ich studieren will. Durch dieses ewige Warten und Nachdenken kommt doch irgendwo Zweifel auf, ob ich wirklich meinen Wunschstudienplatz bekomme. Somit zerbreche ich mir jetzt den Kopf darüber, welches andere Studienfach am besten zu meinen Interessen passt. Die Entscheidung für das passende MacBook wird mir da wohl leichter fallen.
Das Beste, was in meinem Kopf herumschwirrt: In genau einer Woche darf ich versuchen zu sitzen! Dann gibt es hoffentlich auch wieder viel und Spannendes berichten. Ich drücke mir selbst jetzt schon die Daumen, dass es einigermaßen gut läuft.

Das war's erstmal,
Deike

20151012

SIEBENUNDZWANZIG

"Was krumm läuft, kannst du biegen. Was du träumst, kannst du kriegen." - Bosse  
Vier Wochen sind morgen vergangen. Tage und Wochen, die ich hauptsächlich im Liegen verbracht habe. Es gibt jetzt Momente, da taucht doch mal Unwohlsein auf, der Gedanke, wie schön es doch wäre, wie alle anderen einfach raus gehen zu können, am Küchentisch zu essen oder sich mit Freunden an anderen Orten zu treffen.
Aber so einfach ist das nicht und das wusste ich vorher. Deshalb lasse ich diese Momente nicht Herr über meine Stimmung werden. Denn, wie ich schon oft bemerkt habe, gibt es auch so viele gute Seiten. Natürlich gehört dazu mein weiteres Leben, was ich hoffentlich ganz ohne Schmerzen verbringen darf. Aber auch jetzt lassen sich schon so viele positive Punkte finden. Seit mehr als einer Woche nehme ich keine Schmerzmittel mehr, der Schwindel ist vollkommen weg und die Narben verheilen gut. Noch 15 Tage und ich darf langsam wieder sitzen! 
Da fängt es jedoch auch schon wieder an: Ich weiß, dass die Tage vorbeigehen werden - dennoch kann ich es fast nicht abwarten, eben weil es mir sonst so gut geht. Allerdings wird auch das vorbei gehen und in zwei Wochen kann ich den nächsten Schritt gehen.
(Man sieht: Manchmal ist es nicht so einfach, aber man kann alles schaffen.)

In den letzten Tagen kam sogar die Röntgen-CD an und ich bin echt immer wieder fasziniert von den Bilder. Dass solche Brüche wieder zusammenwachsen, ist wirklich erstaunlich.


Hier sieht man das umgestellte Schienbein.


Und die wunderschöne Hüfte mitsamt Schrauben.








20151002

ZEITVERTREIB

 "Time is dog's years versus tortoise's years. Time is always happening, all at once. If you live half as long, is the time you spend twice as important?" - Bradley Somer
Zeit. Davon habe ich im Moment viel und dennoch scheint es manchmal, als würde sie davon laufen. Während andere ihr Leben leben, neue Erfahrungen sammeln und endlich umziehen, liege ich in meinem Krankenbett im Wohnzimmer.
Kann man aus dieser Zeit nicht etwas sinnvolles rausholen? Etwas, das auch wirklich Spaß macht und ein bisschen von der Situation ablenkt? - Ja, das geht, und wie gut!

Zuerst einmal möchte ich an dieser Stelle ganz euphorisch loswerden, dass ich es gestern mit den Gehhilfen bis zur Straße geschafft habe! Als kleines Plus oben drauf gab es dann auch noch einen Heißluftballon zu sehen. Und da war er, einer dieser kleinen Momente, die ich im Moment so sehr zu schätzen weiß. So werde ich jetzt jeden Tag, Schritt für Schritt, versuchen meine Wege - man könnte es fast Horizonte nennen - zu erweitern.

Gleichzeitig lese ich wieder unglaublich viel. Da ich mich in der Zeit direkt nach der OP nicht gut konzentrieren konnte, fühlt es sich jetzt umso besser an. Das englische Buch, welches ich gerade lese, heißt "fishbowl" und ist eines von drei Büchern, die ich mir bis jetzt von meinen unzähligen Gutscheinen zum Geburtstag gekauft habe. In dem Buch wird, während ein Goldfisch 27 Stockwerke eines Gebäudes herunterfällt, die Geschichte verschiedener Bewohnern dieses Hauses erzählt. Zuerst scheint es, als hätten die Geschichten des Arbeiters, von Katie und einem jungen Mann, der sich mit drei Frauen gleichzeitig trifft, von Herman, dem Hausmeister und einer schwangeren Frau wenig Zusammenhang. Nach einigen Seiten ergibt sich aber ein großes Ganzes und obwohl sich die Inhalte aus den verschiedenen Perspektiven oft wiederholen - oder genau deshalb - habe ich mich in dieses Buch verliebt.

Für den Einband verspüre ich auch eine große Liebe.

Auf meiner Liste der noch zu lesenden Bücher stehen außerdem "Ungefähre Landschaft", ein Buch von Peter Stamm, dessen Art zu schreiben für mich bis jetzt kein anderer Autor übertrifft und "Jakobs Mantel". Seit gestern gehören auch "Margos Spuren" und "Rubinrotes Herz, Eisblaue See" dazu. Diese beiden Bücher habe ich von netten Menschen geschenkt bekommen.
Ansonsten höre ich andauernd Musik oder schaue endlich mal "Gossip Girl" oder "Breaking Bad" weiter. Jeden Tag ein bisschen Besuch darf natürlich auch nicht fehlen und wann macht man schon mal freiwillig einen fast drei Stunden dauernden Studienwahltest?

Auch, wenn diese Ideen vielleicht nicht die außergewöhnlichsten sind, hoffe ich, dass sie doch als Anreiz dienen können. Schließlich gibt es bestimmt nicht mehr allzu viele Zeiten im Leben, in denen man sich so intensiv mit Dingen beschäftigen kann, die man liebt.

Liebe Grüße,
Deike